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Helfen liegt in der Familie

Filiz & Cornelia Colakoglu arbeiten als Gespann im St. Elisabeth-Stift Sendenhorst.

Generationengeschichte

Filiz & Cornelia Colakoglu

Pflege, das ist für Filiz und Cornelia Colakoglu eine Herzensangelegenheit. Beide haben im Pflege- und Betreuungsnetzwerk einen Ort gefunden, der sie nicht nur beruflich erfüllt. „Ob Mitarbeitende oder Bewohnerinnen und Bewohner, das Netzwerk ist für uns eine Art zweite Familie geworden“, sagt Cornelia Colakoglu. Als Pflegehelferin ist sie im 2. Obergeschoss des St. Elisabeth-Stifts beschäftigt. Ihre Tochter Filiz leitet den Wohnbereich im 1. OG. Familiär – dieser Begriff fällt immer wieder, spricht man mit dem Mutter-Tochter-Gespann über ihren Arbeitsplatz.

Den Familienzusammenhalt, den Filiz Colakoglu privat in jungen Jahren  erfahren hat, findet sie im Netzwerk wieder. Aufgewachsen in Beckum mit zwei Schwestern einer deutschen Mutter und einem türkisch-stämmigen Vater, keimt bereits in ihrer Jugend der Gedanke, sich für ältere Menschen einzusetzen. „Wir sind häufig zu unserer Verwandtschaft in die Türkei gefahren. Dort haben wir immer viel Kontakt mit verschiedenen Generationen. Das hat die Empathie und den Willen älteren Menschen zu helfen bei meinen Töchtern weiter bestärkt“, sagt Mutter Cornelia Colakoglu.

2011 startete Filiz Colakoglu im Pflege- und Betreuungsnetzwerk. Mit 16 Jahren die jüngste Auszubildende in der Altenpflege, die das Netzwerk bis dato beschäftigt hatte. „Ursprünglich wollte ich in die Krankenpflege, das war allerdings erst mit 18 Jahren möglich. Also entschied ich mich nach meinem Realschulabschluss für die Altenpflege“, erinnert sie sich. Doch Mutter Cornelia war auch skeptisch: „Wir als Eltern haben sie unterstützt, haben uns aber auch gefragt, ob sie nicht zu jung sei für eine solche Ausbildung.“ Doch Filiz Colakoglu geht ihren Weg und zeigt, was für eine Karriere in der Altenpflege möglich ist: „Natürlich war Altenpflege eine Herausforderung, aber man wächst mit seinen Aufgaben.“

Nach ihrer Ausbildung schloss sie eine Weiterbildung zur Praxisanleiterin ab. Daran knüpfte sie eine Fortbildung zur Leitung einer pflegerischen Einheit an, doch das reichte ihr nicht: „In Weiterbildungen lernt man viel, allerdings geht der Lernstoff nicht in die Tiefe. Deshalb entschied ich mich einen Bachelor im Bereich Pflegemanagement zu absolvieren.“ 2024 wird sie ihr Studium abschließen.

Und die Eltern? Auf deren Unterstützung konnte die heute 28-Jährige sich immer verlassen, sagt Cornelia Colakoglu stolz: „Ob Frühdienst in Sendenhorst oder Nachtdienst in Albersloh, als Filiz noch keinen Führerschein hatte, da habe ich sie natürlich immer mit dem Auto zu ihren Diensten gefahren.“ Diese Unterstützung ist der Mutter von drei Töchtern ein Anliegen. Sie selbst konnte sich ihren Berufswunsch als Jugendliche allerdings nicht erfüllen: „Man musste nehmen, was man bekommen konnte.“ Für ihre Wunschausbildung medizinische Bademeisterin hätte sie ins Rothaargebirge gemusst. Cornelia Colakoglu: „Das hätte meine Eltern 1800 DM gekostet, das wollte ich ihnen nicht zumuten.“ So absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Fleischereifachverkäuferin.

Nach der Geburt ihrer Töchter kam sie ihrem Wunsch, Menschen zu helfen, immer näher: „Ich nahm eine Stelle an, bei der ich Grundpflege bei einer Seniorin übernahm.“ Dabei kam auch Tochter Filiz bereits als Jugendliche mit pflegerischen Tätigkeiten in Kontakt, die ihren späteren beruflichen Weg beeinflussen sollten. Jahre später folgte Cornelia Colakoglu dem Hinweis ihrer Tochter als Abendbrothilfe im St. Elisabeth-Stift in Sendenhorst zu arbeiten. Mittlerweile ist sie im zweiten Obergeschoss als Pflegehelferin in einer 50-Prozent-Stelle beschäftigt und konnte sich so ihren Wunsch nach einer pflegerischen Tätigkeit erfüllen.

Albersloh, Ennigerloh, Everswinkel, Sendenhorst – in allen Standorten des Pflege- und Betreuungsnetzwerks hat Filiz Colakoglu in ihrer Ausbildung gearbeitet. Die Abwechslung weiß die gebürtige Beckumerin zu schätzen: „Man merkt, es bestehen viele Gemeinsamkeiten, dennoch ist jedes Haus individuell, das macht die Ausbildung auch abwechslungsreich und spannend.“ Angekommen ist sie aber mittlerweile in Sendenhorst, als Wohnbereichsleitung im 1. Obergeschoss. Doch auch privat hat sie in Sendenhorst bereits Wurzeln geschlagen. 2016 regierte sie sogar als Königin die Ehrengarde der St. Martinus-Schützen.

Auch wenn Mutter und Tochter sich beruflich nur selten über den Weg laufen, teilen sie ihr Verständnis darüber, dass sie im Pflege- und Betreuungsnetzwerk eine zweite Familie gefunden haben. „Im Endeffekt hast du mich zu dem Beruf gebracht und im Umkehrschluss habe ich dich dann auch dazu gebracht“, fasst Filiz Colakoglu lächelnd ihren und den Werdegang ihrer Mutter Cornelia zusammen.